Regelmäßigkeiten im Ausnahmezustand

Jörg Baberowski (Historiker, Berlin) ​| Mo | 28.09.2015, 20 Uhr | 14. Stock Conti-Hochhaus

© P. Bartz

Gewalt kann jeder anwenden, der dazu bereit ist: Sie steht als Mittel immer zur Verfügung. Gewalt ist eine Handlungsoption, kein »Betriebsunfall« oder »Extremfall«, als die wir sie zu erklären versuchen – jedenfalls hier und heute, in unseren so genannten »postheroischen Gesellschaften«. Aber wer wird tatsächlich gewalttätig, wann und warum? Bzw. warum nicht? Was hindert daran, Interessen so durchzusetzen? Und wenn nichts mehr hindern soll: Wie funktionieren Rechtfertigungen für Gewalt und nach welchen (Un-)Ordnungen funktionieren Gesellschaften, die darauf gründen? Jörg Baberowski hat an der Humboldt-Universität Berlin das stalinistische Terrorsystem erforscht, als Experte von weltweitem Rang. Jetzt sieht er sich den sozialen, kulturellen und wissenschaftlichen Umgang mit Gewalt im größeren Überblick an: In seinem gleichnamigen Buch hat Baberowski Räume der Gewalt durchschritten. Mit Jens Meyer-Kovac spricht der Historiker über Orte, Situationen und Zeiten extremer Gewalt, die verstehen lassen könnten, was so unbegreiflich scheint.

Kultur:Wissenschaft