Die Armut in Deutschland wächst. Das sagt Christoph Butterwegge; er ist hierzulande wohl der bekannteste Experte zum Thema. Mit seiner Aussage steht er keineswegs allein, sie entspricht dem aktuellen Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung von 2017. Demnach ist die Armutsquote auf 15,7 Prozent der Bevölkerung angestiegen. Aber Moment mal: Wer gilt denn hier eigentlich alles als arm? Und wer soll das verstehen, wenn dazu angeblich Wortungetüme wie »Medianäquivalenzeinkommen« oder »Gini-Koeffizient« nötig sind? Überhaupt: Ist die hiesige Armutsdebatte nicht ein Jammern auf hohem Niveau, angesichts von Hunger und Elend in anderen Teilen der Welt? Völlig falscher Ansatz, findet Christoph Butterwege, und obendrein einer mit System: Die relative Armut in Deutschland, die das allgemeine Wohlstandsniveau als Maßstab nimmt, werde »kleingerechnet, verharmlost oder beschönigt (…) mit dem Ziel, die krasse Ungleichverteilung von Einkommen, Vermögen und Lebenschancen zu rechtfertigen«. Ob sich vier Wochen nach der Bundestagswahl absehen lässt, dass sich daran etwas ändert, fragt Salon-Moderator Jens Meyer-Kovac.
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