»Erinnern wie Vergessen sind menschliche Eigenschaften, die weder gut noch schlecht sind, sondern beide dazu gehören, das Leben zu bewältigen«, zitiert Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann gleich zu Beginn ihrer Arbeit Formen des Vergessens den Germanisten Jan Philipp Reemtsma. In einer Gesellschaft, die im binären Denken gefangen scheint, wahrlich unerhört; gilt Erinnern doch gemeinhin als ›gut‹ im Gegensatz zum ›schlechten‹ Vergessen: Das beginnt als Kind in der Schule und endet im hohen Alter in der Angst vor Demenz. Wie mit Vergessen umgehen? Persönlich, aber vor allem gesellschaftlich? Assmann, für ihre Forschungen zum »Kulturellen Gedächtnis« und »Erinnern« bekannt, beschreibt in ihrem Buch nicht nur die positiven wie negativen Formen des Vergessens, sondern verknüpft diese mit historisch-politischen Fallbeispielen: vom Umgang mit Denkmälern, der Umbenennung von Straßen oder zerstörten Erinnerungsorten bis hin zum konstruktiven und therapeutischen Vergessen, zum Beispiel im Umgang mit traumatischer Vergangenheit. Über das Vergessen als Waffe und als Tabula Rasa, über Vergessen von Menschenrechtsverbrechen wie dem Genozid an den Herero und das Vergessen im Internet – darüber spricht Aleida Assmann mit Salon-Moderatorin Charlotte Milsch.
Kulturphänomene