Patchwork-Familien geben literarisch einiges her, besonders wenn sie nur modern scheinen, aber tatsächlich dysfunktional sind. Das wusste Peter Buwalda schon für sein spektakuläres 600-Seiten-Debüt Bonita Avenue von 2010 zu nutzen; der Roman machte ihn auf Anhieb zu einem der erfolgreichsten Schriftsteller der Niederlande. Gut zehn Jahre später ist jetzt Otmars Söhne erschienen. Geplant hat Buwalda diesen Roman als Auftakt für sein literarisches Großprojekt: einen Roman-fleuve über die Niederlande. Otmars Söhne ist ein grandioser Einstieg: Mit großer Kunst und noch größerer Erzähl-Lust zelebriert Buwalda wieder toxische Familienkonstellationen. Hier spielen zwei namensgleiche Stiefbrüder eine Rolle – der eine wurde auf musikalisches Wunderkind getrimmt, weshalb der andere seinen Vornamen verliert. Dessen leiblicher Vater wiederum, ein dubioser Shell-Manager, hält zwar keinen Kontakt zu ihm, sich aber dafür eine Sklavin. Buwalda liest aus dem Original, Tobias Kluckert (Synchronstimme von Joaquin Phoenix) die deutschen Passagen.
Moderation: Amelia Wischnewski (NDR). Aus dem Niederländischen simultan gedolmetscht.
Eintritt 10/6 €
Atlas der Literaturen