Die 30er-Jahre: Das ist jene Dekade, die in ein unfassbares Menschheitsverbrechen führte. Wer damals lebte, mag das gespürt haben – um eben deswegen noch heftiger das Leben und seinen Sinn zu suchen: die Liebe. Diese Stimmung beschreibt Florian Illies in Liebe in Zeiten des Hasses, wenn er Zeitgenoss:innen wie Anaïs Nin und Henry Miller oder Sartre und de Beauvoir einander finden und lieben lässt – während die Manns oder Bert Brecht und Helene Weigel fliehen müssen vor dem Hass. Florian Illies ist heute Autor und ZEIT-Mitherausgeber. Davor war er Feuilleton-Chef, Kunstzeitschrift-Gründer, Gesellschaftler eines Kunst-Auktionshauses, Leiter des Rowohlt Verlags. Solch kulturell quecksilbrige Vielseitigkeit ist womöglich beste Voraussetzung, kollektive Gefühlslagen treffsicher schildern zu können. Denn das hat Illies ja bereits im Jahr 2000 getan, in Generation Golf über die Prägungen der 1970er-Jahrgänge. Oder zwölf Jahre später mit 1913: Der Sommer des Jahrhunderts. Jetzt hat er also Liebe in Zeiten des Hasses geschrieben, wieder eine feinsinnige Zeitdiagnostik mit den Mitteln der Literatur – und erneut mit prominentestem Personal aus Kunst, Kultur und Gesellschaft.
Moderation: Ronald Meyer-Arlt (Ressortleiter Kultur bei der HAZ).
Eintritt 10/6 €
Literaturhochhaus