Über einen blinden Fleck der Moderne

Fabian Bernhardt (Philosoph, Literaturwissenschaftler) | Do | 18.1.2024 | 20 Uhr | Conti-Foyer

© L. Branding 

Die Moderne nimmt für sich in Anspruch, die Rache glücklich überwunden und durch die Herrschaft des Rechts ersetzt zu haben. Seit der Aufklärung gilt die Rache nicht nur als Gegenspielerin des Rechts, sondern als das dunkle Andere der Moderne überhaupt. In seiner kulturgeschichtlichen Studie Rache liest Fabian Bernhardt diese bislang kaum hinterfragte Fortschrittserzählung gegen den Strich. Batman tritt neben Achilles, der Potlatsch neben 9/11, Marcel Mauss trifft auf Immanuel Kant: In einer Verbindung aus philosophischer Reflexion, kulturanthropologischem Zugriff und mit Gespür für das massenkulturelle Imaginäre zeigt Bernhardt, dass mit der Delegitimierung der Rache zugleich eine theoretische Verdunkelung einherging. Regelmäßig verkannt wird nicht nur die Bedeutung, die der Rache in sogenannten »primitiven« Gesellschaften zukommt, sondern auch die Rolle, die der Wunsch nach Vergeltung in den modernen Gesellschaften inkognito nach wie vor spielt. Die Literaturwissenschaftlerin Saskia Fischer (Uni Hannover) spricht mit Fabian Bernhardt über verdrängte Energien und Affekte, für die es heutzutage keinen Platz zu geben scheint. Eintritt 12/6 €

Literaturhochhaus