Eine »poetische und melancholische Liebeserklärung an die Stadt Istanbul« nennt Aslı Erdoğans deutscher Verlag Requiem für eine verlorene Stadt; und diesen verschatteten Ton machte auch das begeisterte französische Feuilleton aus: Im Original (Requiem pour une ville perdue, 2020) wurde »die Schönheit von Erdoğans Sprache, die schwarze Fülle ihrer Bilder« gepriesen, und man fragte, ob »man so eine durchdringende wie sanfte Stimme überhaupt erschaffen« könne. Aslı Erdoğan war schon 2008 Salon-Gästin. Seitdem ist ihr – der Ex-CERN-Physikerin, die zu einer der größten Autorinnen der Türkei wurde – einiges widerfahren. 2017 hat Aslı Erdoğan ihr Land verlassen, nach Anklage wegen »terroristischer Propaganda« und Monaten in U-Haft. Damit hat sie ihre Geburtsstadt Istanbul verloren. Wiedereinreise in die Türkei? Wohl kaum, der Justiz ihres Landes ist nicht zu vertrauen. Das weiß auch die Journalistin Canan Topçu, die vor 13 Jahren schon das erste Salon-Gespräch mit Aslı Erdoğan moderierte. Aus dem Requiem liest Safak Sengül vom Schauspiel Hannover. Eintritt 10/6 €
Atlas der Literaturen