Der Weg in die EU ist verheißungsvoll, mitunter aber lang, sehr lang. In Robert Menasses Roman Die Erweiterung klingt es so, wenn ein EU-Direktor seine Verhandlungsstrategie für den Bei-trittskandidaten Albanien vorgibt: »Hoffnungen schüren, also ein positives Narrativ, aber ohne Zeitplan. Das ist wichtig: Kein Zeitplan.« Hätte man es da – als Vertreter eines stolzen Groß-Albaniens samt Mazedonien, Montenegro und dem Kosovo – womöglich leichter? Man müsste seine Ansprüche nur historisch und symbolisch geltend machen. Und da ist doch dieser »Helm des Skanderbeg«, frühes 15. Jahrhundert, getragen vom größten Nationalhelden Albaniens … So bizarr wie dieser von einem Ziegenkopf gekrönte Helm, mit dem Robert Menasse Die Erweiterung beginnen lässt, so speziell sind auch die Ränke und Beziehungen, die er für sein Roman-Europa ersonnen hat. Dass er dem realen Projekt Europa so viel Witz, Phantasie und genaue Recherche widmen kann und will, hat Menasse bereits vor fünf Jahren mit Die Hauptstadt vorgeführt; es ist ihm ein Anliegen. Zurecht, findet Lektorin und Moderatorin Susanne Gretter. Eintritt 10/6 €
Literaturhochhaus