In der amerikanischen Literatur ist das ein gut bekanntes Motiv: Ganz allein und inmitten der Natur findet der Mensch zu sich selbst. Eher ungewöhnlich ist es, wenn dieser Mensch eine 72-jährige Frau ist – wie Cloris Waldrip, die titelgebende Heldin im Roman-Debüt von Rye Curtis. Der schickt in Cloris eine pensionierte Bibliothekarin aus ihrer kleinen Methodisten-Gemeinde in die Wildnis: Dort kämpft sie nach einem Flugzeugabsturz gegen Hunger, extremes Wetter, wilde Tiere – vor allem aber gegen die Angst, irgendwann aufzugeben. So erstaunlich wie die Romanheldin ist auch die Figur der Park-Rangerin, die Cloris sucht: eine Melancholikerin mit Hang zu billigem Merlot, getarnt in der Thermoskanne. Was die Frauen vereint: Beharrlichkeit, lakonischer Humor und die Kraft, neu auf ihr Leben zu sehen.
Zum Gespräch über Cloris trifft sich Rye Curtis von L. A. aus mit dem Kritiker Marcus Müntefering, der auf SPIEGEL ONLINE das Buch als »fast makellosen Roman« bezeichnete. Nach der deutschen Einleitung folgt das Gespräch auf Englisch — diese Version ist die gedolmetschte Version! Sie hören die Stimme unseres Übersetzers Bernd Leinenbach. Die deutschen Passagen aus dem Buch liest »Dark«-Star Maja Schöne (Thalia Theater Hamburg).
Altlas der Literaturen