Eine abgelegene Mennoniten-Kolonie in Bolivien: eine Gemeinschaft, deren Ordnung sich noch streng nach der Bibel richtet und in der Frauen weder lesen noch schreiben dürfen, sondern sich um Kinder und Küche kümmern müssen. Eine Gemeinschaft, in der mehrere Frauen über Jahre hinweg von Männern mit Tierbetäubungsmitteln bewusstlos gemacht und missbraucht wurden. So geschehen in der Manitoba-Kolonie zwischen 2005 und 2009. Die kanadische Schriftstellerin Miriam Toews lässt in ihrem Roman Die Aussprache diese Frauen zu Wort kommen und sie über eine existenzielle Entscheidung diskutieren: Nichts tun, kämpfen – oder gehen und versuchen, einen Neuanfang zu wagen, in der ihnen unbekannten Welt außerhalb der Gemeinschaft? Toews, selber in einer Mennoniten-Kolonie aufgewachsen, ist heute eine der wichtigsten Stimmen der kanadischen Gegenwartsliteratur und spricht mit der Amerikanistin Ruth Mayer von der Leibniz Universität Hannover über ihren Roman: als fiktionale Reaktion auf die Ereignisse, aber auch als Akt der weiblichen Fantasie. Susana Fernandes Genebra vom Schauspiel Hannover liest aus der deutschen Übersetzung.
Atlas der Literaturen