Nicht zuletzt Europas Parteien gelten als verantwortlich für ein angeblich alternativlos vor sich hin administrierendes Establishment. Das trifft überall auf eine Stimmung zwischen resignierter Enttäuschung und empörungsbereiter Wut. Neopolitische Bewegungen haben es besser: Als Neulinge reklamieren sie für sich, »nicht dazuzugehören«. Dieses bewährte Mittel der Rechten erprobt jetzt auch die wirtschaftsliberale Mitte, siehe Macrons La République en Marche, spanische Cuidadanos oder Österreichs Kanzler Kurz, der die ewige ÖVP einfach als schnittige Newcomer verkaufte. Und die Linke? Hat in Deutschland seit letztem Jahr aufstehen — Die Sammlungsbewegung. Zu den Mitgliedern gehört Kultur-Prominenz wie Ingo Schulze oder Annette Humpe, Mitgründer ist Bernd Stegemann. Der sagt zwar, sein Buch Die Moralfalle sei »kein Manifest der Bewegung«. Aber als Dramaturg am Berliner Ensemble ist er auch Kommunikationsexperte und weiß: Wer ausdrücklich sagt, was nicht ist, macht umso klarer, was alle denken. Kein Wunder, findet Salon-Moderator Jens Meyer-Kovac und befragt die »graue Eminenz« (Zeit), das »Mastermind« (SZ) bzw. den »Vordenker« (FAZ) von aufstehen.
In Zukunft