»Now, I am become Death, the destroyer of worlds«, hat Robert Oppenheimer nach dem ersten Atombombentest gesagt. Knapp einen Monat später, am 6. August 1945, wird die »Little Boy« über der japanischen Zivilbevölkerung von Hiroshima abgeworfen und zerstört die Stadt und hunderttausende Menschenleben, darunter das von H, der namenlosen Hauptfigur in Marina Perezaguas Hiroshima. Sie ist eine der Überlebenden: Als Intersex geboren und unfreiwillig als Junge aufgezogen, wird sie durch die Bombe gebrandmarkt und lebt fortan – ihrem Wunsch entsprechend – als Frau weiter. In New York trifft sie auf den traumatisierten Kriegsveteranen Jim. Mit ihm macht sie sich auf die Suche nach dessen Adoptivtochter Yoro, einmal um die Welt. Im Debütroman der spanischen Autorin Perezagua legt die Hauptfigur H Zeugnis ab über ihr Leben als Außenseiterin und Versehrte – und über ein von ihr verübtes Verbrechen. Im simultangedolmetschten Gespräch mit der Romanistik-Professorin Anja Bandau erzählt Perezagua – Schriftstellerin, Professorin an der New York University, Apnoetaucherin – von der grausamen Gewalt der Menschen und des Krieges, den Spuren, die körperlich und seelisch auf den Menschen bleiben, und H’s Kampf um ihre Weiblichkeit.
Altlas der Literaturen