Hoffnung auf gesellschaftlichen Fortschritt, mitsamt dem Scheitern großer Utopien; Nachkriegszeit und deutsche Geschichte, mitsamt all ihren verdrängten und vergessenen Verbrechen. Auch in seinem neuesten Roman Ikarien umkreist Uwe Timm Themen, die ihn als Schriftsteller schon immer beschäftigt haben. Nachzulesen war und ist das über die Jahrzehnte, in Büchern wie Heißer Sommer (1974), Kerbels Flucht (1984), Die Entdeckung der Currywurst (1993) oder Am Beispiel meines Bruders (2003). Auch Ikarien handelt davon – und von maßlosem Fortschrittsglauben und dem faustischen Pakt eines Wissenschaftlers: Der Arzt Alfred Ploetz entwickelt zur Zeit der bismarckschen Sozialistengesetze Ideen für eine bessere Gesellschaft. Was als sozialrevolutionäres und utopisches Projekt zur Verbesserung der Menschheit beginnt, führt über die Eugenik zur Euthanasie – und von der »Rassenhygiene« in den Genozid. Über die furchtbaren Konsequenzen von Versuch und Irrtum bei der Errichtung einer vermeintlich perfekten Welt spricht Uwe Timm mit Salon-Moderator Jens Meyer-Kovac.
In Kooperation mit dem Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover.
Literaturhochhaus