Man vergisst nicht, wenn man vergessen will. Nicht den blinden Welfenkönig, der das Wort »Provinz« nach Hannover holte, als er 1866 sein Reich gegen Berlin verlor. Auch nicht, dass ein Massenmörder zu den bekanntesten Söhnen der Stadt zählt. Oder den ewigen Spott jenes TV-Entertainers, dessen Spätwerk einen kleinen Hannoveraner zum Demütigen brauchte. Georg, der Letzte von Hannover, Fritze Haarmann und Schmidts Pocher – Image-Hypotheken bleiben im Gedächtnis. Also war dieses Buch so fair wie überfällig: Hannover. Ein deutsches Machtzentrum von Lutz Hachmeister. Mit feiner Ironie, aber erkennbarer Faszination untersucht der Filmemacher und Medienprofessor, warum ausgerechnet das notorisch unterschätzte Hannover in puncto Bundespolitik so wichtig wurde: Ein Präsident, eine Fast-Präsidentin, Kanzler, Kandidat und Vizes kommen von hier! Übliches Hannover-Bashing bietet Hachmeister also keineswegs – aber das würde sein Gesprächspartner, Oberbürgermeister Stefan Schostok, ohnehin und schon von Amts wegen niemals zulassen. Darauf vertraut jedenfalls Jens Meyer-Kovac.
Zur Eröffnung von »24 Std Literatur – Literaturwerkstatt Hannover«.
Literaturhochhaus