Der Staat hat die Kontrolle verloren, Gewalt regiert die Straßen, Clans und Banden beherrschen das Feld. Ein »Failed State«-Szenario, irgendwo in Zentralafrika? Befinden wir uns in Syrien oder Afghanistan? Überhaupt nicht, auch in den Metropolen der sogenannten »Ersten Welt« ist so etwas möglich. Wie 1992, als Chaos in Los Angeles herrschte. Auslöser war ein Freispruch für vier Polizisten, die gegen den Afroamerikaner Rodney King roheste Gewalt geübt hatten. Über sechs Tage folgten Plünderungen, Morde und Brandstiftungen, genutzt wurde das von rivalisierenden Gangs. Hauptsächlich aus deren Perspektive erzählt Ryan Gattis in seinem intensiv recherchierten, atemlosen und blutigen Roman In den Straßen die Wut. So plastisch und nachvollziehbar folgt er den Ritualen und Regeln in den Ganglands von L. A., dass kaum ein US-Rezensent am Vergleich mit der HBO-Serie The Wire vorbei kam; der Sender hat sich inzwischen die Rechte am Stoff gesichert. Ryan Gattis liest aus dem Original All involved, das simultangedolmetschte Gespräch führt Jens Meyer-Kovac.
Altlas der Literaturen