Being Jo Winkler: Die Krise beginnt immer im Kopf

Enno Stahl (Autor, Neuss) | Do | 23.5.2013 | 20 Uhr | Conti-Hochhaus, 14. Etage

© O. Schmitt

Wo arbeiten eigentlich all die Leute, die uns unverdrossen verkaufen, alles laufe doch immer noch ganz rund? Zum Beispiel bei »Gold Reklamen«, einer erfolg- und ruhmreichen Kölner Agentur, wo Jo Winkler seit vielen Jahren Senior Texter ist. In Winklers Kopf lässt uns Enno Stahl in seinem Roman Winkler, Werber blicken – mit erkennbarem Interesse an seinem Helden und nicht ohne jede Sympathie. Über mehr als 300 Seiten erleben wir Winklers innere Monologe; sie sind zynisch, überheblich, unzensiert, zunehmend getrieben und nur unterbrochen von Dialogzeilen, die Winklers Kollegen beisteuern. Man ist auf Betriebsausflug, und weil man hip und ironischpostironisch authentisch ist, fährt man Dampfer, will Kegeln und ins Kasino in der Provinz. Der Trip geht gründlich schief und endet für Winkler desaströs. Derlei Alltags-, Arbeits- und damit zu thematisierende Verblendungszusammenhänge dürften in der zeitgenössischen deutschen Literatur ruhig mehr Raum für sich reklamieren, hat Enno Stahl zuletzt in seinem Essay-Band Diskurs-pogo gefordert. Darüber lässt sich reden, findet Jens Meyer-Kovac.

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