Spätestens seit seinem Booker-Prize-nominierten Meisterwerk K, das ihn endgültig in den literarischen Hochadel beförderte, gilt Tom McCarthy als gefragter Romancier. Aber nicht nur: Er ist auch ein mit allen diskursiven Wassern gewaschener Konzept-Künstler. Seine International Necronautical Society beliefert weltweit Galerien, Museen und Kunstvereine, um sich vorgeblich der, tja: »Kolonisierung des Todes« zu widmen (tatsächlich plündert hier ein Künstlernetzwerk lustvoll und produktiv alle Avantgarde-Bewegungen der letzten hundert Jahre). Solch munteres Hirnsausen hat Einfluss: K beginnt zunächst ganz konventionell im ländlichen England um 1900, entwickelt sich dann aber zu einem äußerst vielschichtigen literarischen Referenzsystem, das seinen Helden Serge Karrefax an die Anfänge moderner Technologie und Kommunikation versetzt: an die Fronten des Ersten Weltkriegs, in die Londoner Roaring Twenties und ins von den Großmächten belauerte Ägypten. Barbara Wahlster (Literatur-Chefin DRadio Kultur) moderiert; die deutschen Passagen liest David Nathan (Synchronstimme u. a. von Johnny Depp).
Atlas der Literaturen