Thomas Glavinic ist einer der bekanntesten Autoren Österreichs, schon deshalb, weil er stets viel riskiert: Keins seiner Bücher gleicht dem anderen, und sie sind ungewöhnlich. Sein böser Entwicklungs-roman Wie man leben soll etwa tarnte sich als Ratgeber, Die Arbeit der Nacht brillierte mit einem genialen erzählerischen Einfall, und in Das bin doch ich spiegelte Glavinic einen Romanhelden namens Thomas Glavinic im überdrehten Literaturbetrieb. Und jetzt? Jetzt vertraut er seinen Roman Lisa einer einzigen Stimme an. Sie gehört Tom, sie ist atemlos und wirr, manchmal sehr witzig und oft recht geschwätzig. Es spricht ein koksender Alkoholiker in Todesangst, der sein Inneres übers Internet-Radio nach außen kehrt. Wegen Lisa, denn Lisa macht Angst. Sie mordet, scheinbar wahllos und unfassbar grausam. Und sie war in Toms Wohnung. Dem ist der Horror aus dem Internet so nahe gekommen, dass er dorthin zurückspricht: über sich, seine Ansichten, über die Suche nach Lisa und Lisas Suche nach ihm. Tom redet und redet, ungefiltert und ungebremst. Dass Glavinic das auch tut, hofft Jens Meyer-Kovac.
Studio Zehn.Elf