Wie formt uns die Vergangenheit, wie werden wir erinnert und wie erinnern wir selbst? Das fragt Zsuzsa Bánk in ihrem lang erwarteten Roman Die hellen Tage – am Beispiel von Seri, Aja und Karl, deren Freundschaft in einer Kleinstadt der 60er beginnt und die von der Kindheit zum Erwachsenwerden reicht. Dem Prozess des Erinnerns entspricht Bánk literarisch: Seri umkreist in immer neuen kurzen Anläufen, in Wiederholungen und immer wieder aufscheinenden Bildern, was die drei Freunde verbindet, trennt und wieder zusammenführt. Es sind die Leerstellen dreier Familien: Seris früh verstorbener Vater, Karls vermisster Bruder und Ajas Vater, der als Zirkusartist fast nie zu Hause ist. Und es sind ihre Mütter, die zu Freundinnen werden. – Zsuzsa Bánk hat sich für ihren zweiten Roman neun Jahre Zeit gelassen, bekannt wurde sie mit ihrem grandiosen Debüt Der Schwimmer. Darüber und über die damalige Unsitte, einer ganzen Autorinnen-Generation das Label »Fräuleinwunder« aufzupappen, hat die Literaturwissenschaftlerin Katrin Blumenkamp seinerzeit mit Bánk gesprochen. Mal sehen, woran sich beide erinern.
Studio Zehn.Elf